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Das Kannenbäckerland ist eine Region im Westerwald, die durch ihre großen Tonvorkommen und das dadurch entstandene Kannenbäckerhandwerk bekannt geworden ist. Material und Produkt kommen demnach aus derselben Gegend. Der Ton ist hier von so großer Bedeutung, dass er auch als „weißes Gold“ des Westerwaldes bezeichnet wurde, doch nicht der Rohstoff Ton, sondern ein Erzeugnis hat den Namen der Region geprägt.

Das Produkt sind „kannenförmige Steinzeuggeschirre“, die in Öfen „gebacken“ bzw. gebrannt werden. Die salzglasierten Kannen brachten dem Kannenbäckerland internationale Anerkennung und spätestens ab dem 17. Jahrhundert wirtschaftlichen Wohlstand.

Der Begriff „Kannenbäckerland“ taucht im späten 18. Jahrhundert vereinzelt in Akten von Behörden auf. Meist ist jedoch von „Kannenbäckerortschaften“ die Rede. Im Laufe der Zeit hat sich das Kannenbäckerland in seiner Landesausdehnung verändert. Der Tonbergbau und seine verschiedenen Standorte haben wesentlich zum Einfluss auf die von West nach Ost verlaufende Landschaftsbezeichnung beigetragen. Das obere Brexbachtal gilt dabei als schwerpunktmäßiger Standort der „weltberühmten Tonindustrie“.

Als Kannenbäckerland bezeichnet man gewöhnlich den Bereich zwischen dem Neuwieder Becken im niederen Westerwald, der sich zwischen Rhein und Lahn befindet. Die Nordwestbegrenzung bilden der Rheinwesterwald und der Vorderwesterwald, im Osten ist das Limburger Becken die Grenze und im Süden der südliche Westerwald und Montabaur. Die Montabaurer Mulde kann zumindest für das  18. und 19. Jahrhundert beschränkt zum Kannenbäckerland gerechnet werden, da der Ton und die Tonverarbeitung zu diesem Zeitpunkt noch nicht so weit nach Osten vorgedrungen waren.

Laut Pichard Collet, dem Landrat des Kreises Montabaur, 1929, und Eduard Berdel, 1924, war die Begrenzung des Kannenbäckerlandes zum Rhein hin die preußisch-nassauische Landesgrenze von 1815. Diese Verortung habe jedoch keinen Bezug zum 18. Jahrhundert, denn sie zeichne im Kannenbäckerland den Limes nach. Zudem müsse man Bereiche wie Grenzhausen, in denen das Rohmaterial gefunden wurde, miteinbeziehen.

Ohne die geologischen und klimatischen Verhältnisse hätte das Kannenbäckerland sich nicht von einer zunächst agrarisch über eine landwirtschaftlich-handwerklich geprägte Region zu einer industriellen entwickeln können. Das gemeinsame Ausgangsmaterial für alle Westerwalder Tone sind die verschiedenen Gesteine der Landoberfläche, die durch unterschiedliche Witterungseinflüsse und die Einwirkung kohlesäurehaltigen Wasser entstanden sind. Das Kannenbäckerland besitzt die größten zusammenhängenden Tonlagerstätten Deutschlands. Im Westerwalder Raum befinden sich überwiegend wertvolle Tone, die sich durch einen hohen Tonerdegehalt, eine sehr feine Körnung und durch starke Formbarkeit auszeichnen. Die großen Waldflächen im Kannenbäckerland lieferten das nötige Brennmaterial zur Befeuerung der Brennöfen. Ein weiterer Aspekt, der zur Entwicklung des Tongewerbes geführt hat, ist eine alte Salzhandelstraße, die von Süden, durch das Kannenbäckerland und direkt an Ransbach- Baumbach und Mogendorf vorbei geführt hat. Seit etwa 1450 kam über diesen Weg das für die Salzglasur benötigte Salz. Die wirtschaftlich wichtigsten Orte im Kannenbäckerland waren Höhr-Grenzhausen, Alsbach, Hilgert, Hillscheid, Ransbach- Baumbach, Mogendorf und Vallendar.

Auszug aus der Wirtschaftsgeschichte RLP


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